Der Kochkünstler

Angefangen hat alles, als Bernhard Kampmann ein kleiner Junge war und am liebsten in der Küche über den Schüsselrand lugte. Seine Mutter ließ ihn. Als sich beim Zubereiten des Heringssalates die Mayonnaise durch den Rote-Beete-Saft plötzlich pink verfärbte, staunte er nicht schlecht. „Das hat mich total begeistert, dass ich durch mein Handwerk etwas total verändere. Und dann natürlich das Lob in der Familie, wenn es ihr gut geschmeckt hat“, sagt der heute 56jährige schmunzelnd. In vielerlei Hinsicht zieht sich die Erkenntnis, mit dem eigenen Handwerk immer wieder etwas Neues schaffen zu können und dafür wertgeschätzt zu werden, durch Bernhard Kampmanns ganze Karriere. Gepaart mit Mut, Kreativität und viel Ehrgeiz.

Bernhard Kampmann ist keiner, der stehenbleibt. Oft war er der Jüngste und Beste in seinem Fach, schloss die Kochausbildung nach zwei Jahren als Bester in seiner Heimatstadt Bielefeld ab, machte sich dann in der Schweiz und in Wiesbaden in einem Zwei Michelin-Sterne Restaurant einen Namen. Mit nur 21 Jahren heuerte er auf einem Luxuskreuzfahrtschiff an und übernahm als jüngster Sous Chef Verantwortung für 120 exklusive Essen pro Tag – eine harte und lehrreiche Zeit, die  bis heute nachhallt. „Was mich nachhaltig geprägt hat und was mich innerlich auch weiter gebracht hat als Koch, das ist die Schiffszeit gewesen. Dort habe ich gelernt, mich in einer Brigade gegen viele Neider durchzusetzen.“  Anfang der 1990er Jahre zog es ihn zurück in die Heimat. Mit dem „Schlichte Hof“ öffnete ein Restaurant mit feiner westfälischer Küche am Fuße des Teutoburger Waldes, das über die Jahre nicht nur Bielefelder sondern auch amtierende Bundespräsidenten oder Tennis-Weltranglistenerste anzog. Schon bei der Eröffnung war klar, dass möglichst alle Zutaten frisch von umliegenden Metzgern und Höfen kommen sollten. 1991 war das alles andere als selbstverständlich, für Kampmann allerdings schon damals Prinzip.

Und so zeugt auch das jüngste Projekt – die Betriebsrestaurants – vom Mut zum Vorausdenken. Seit 2008 bringt der Ostwestfale feldfrische, regionale und gesunde Zutaten auf die Teller hunderter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zubereitet in modernen Wohlfühltempeln von engagierten Küchenchefs, denen er oftmals selbst das Handwerk von der Pike auf beigebracht hat.

Das ist noch so eine Sache, die Bernard Kampmann auszeichnet. Die Begeisterung fürs Kochen möchte er weitergeben und engagiert sich vielfach für den Nachwuchs, unter anderem als Ausbilder, Dozent der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld und Prüfungsmitglied im Ausschuss für Küchenmeister. „Wenn du es liebst, mit Menschen zusammen zu sein und wenn du etwas Gefühl  in deinen Händen und ein bisschen handwerkliches Geschick hast, dann ist das Kochen eine Passion. Das wird deine Lebensaufgabe, dann brauchst du später nie wieder arbeiten, weil du jeden Tag wieder gerne kochst“, sagt der geschäftige Familienunternehmer, dem es trotz aller Arbeit wichtig ist, jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin persönlich beim Namen zu kennen. Das Engagement zahlt sich aus, seine Azubis und Köche sind inzwischen vielfach selbst als Beste in ihrem Fach ausgezeichnet. Unterstützt wird Bernhard Kampmann – neben seiner kulinarischen rechten Hand, dem Küchenchef  Alexander Köhne im Schlichte Hof - von seiner Frau und seinen beiden Kindern. „Es ist kein sechser im Lotto, mit einem Gastronomen verheiratet zu sein“, gibt der Ostwestfale selbstkritisch zu. Umso mehr weiß er den Rückhalt durch seine Ehefrau zu schätzen, die als Teil des Familienunternehmens zum Erfolg genauso beiträgt, wie Tochter Caroline als Impulsgeberin für Innovationen und Trends.

 

Zu Hause kocht übrigens meistens Frau Kampmann – am liebsten quer durch den saisonalen Jahres­kalender:

„Wir lieben die Spargelsaison, wenn der Maibock geschossen wird, gibt es Rehrücken, im Sommer das Grillen und im Winter dann Grünkohl, Rotkohl, Klöße oder Ente. Ich esse ja für mein Leben gern“, schmunzelt Kampmann.

Die Energie für immer neue Geschäftsideen zieht Bernhard Kampmann nicht zuletzt aus der Wertschätzung für seine Arbeit: „Bei uns im Beruf bekommen wir ja täglich ein Feedback, bestenfalls ein Lob, sofort eine Rückmeldung. Das motiviert mich und macht meinen Beruf so schön.“ Und wer immer wieder kreativ ist und gerne mal vorausdenkt, der scheut sich auch nicht der ganz großen Vision: „Ein Catering auf dem Mond, das würde ich gerne machen. Vielleicht wird es in Zukunft so sein, wenn man sehr, sehr viel Geld hat, dass man zu seinem Geburtstag auch mal ins All fliegen wird. Dort muss es sicherlich auch eine Art der Verpflegung geben und das würde mich dann extrem interessieren.“ Think big - warum nicht?

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